Sozialisierung von deinem Hund - so geht es richtig

Die Spannung und freudige Erwartung, wenn ein Welpe einzieht ist riesengroß. Die Tage und Stunden werden gezählt bis das kleine Fellknäuel endlich nach Hause darf und ihr könnt es kaum erwarten. Und dann? Dann geht die Reise los! Das Abenteuer Hund. Doch worauf kommt es an zu Beginn eines Welpenlebens? Worauf ist zu achten? Welche Prozesse können warten und welche Erfahrungen sind gleich zu Beginn unentbehrlich? Diesen Fragen möchte ich mich in diesem Artikel widmen.

Was genau ist Sozialisierung eigentlich?

Zu Beginn eines Hundelebens ist vor allem eines entscheidend: das Sammeln positiver Erfahrungen mit der Umwelt. Das ist die sogenannte Sozialisierung. Lernt dein Hund eine Vielzahl von Reizen auf angenehme Weise kennen, werden ihn diese Situationen später nicht aus der Ruhe bringen. Dazu gehört der positive Kontakt mit Kindern, Scootern, Joggern, Radfahrern, Kinderwägen, Menschen mit Gehhilfen, anderen Hunden, unterschiedlichen Geräuschen etc.

Aber Achtung! Damit das mit der Sozialisierung richtig klappt ist entscheidend, dass dein Hund sich während dieser Erfahrungen auch gut aufgehoben fühlt – safe and sound sozusagen! Denn nur solange dein Welpe sich wohlfühlt, kann er etwas Positives lernen! Überforderst du deinen Welpen aber, kann sogar das Gegenteil passieren und dein Hund lernt, sich zu fürchten!

Wie sozialisiere ich meinen Hund richtig?

Unser Ziel ist ein Hund, den so schnell nichts aus der Ruhe bringt. Und um das zu erreichen, sollten besonders die Ersterfahrungen mit Reizen angenehm ablaufen. Schaut euch neue Dinge immer mit etwas Abstand an, bevor es zum direkten Kontakt kommt. Merkst du, dass dein Hund neugierig ist und näherkommen möchte, dann darf er das natürlich. Zeigt er sich aber skeptisch, dann bleibt ihr vorerst auf Distanz. Entscheidend für den Erfolg ist, dass dein Welpe das Tempo vorgibt. Er darf entscheiden, ob er näherkommen möchte oder nicht, ob er angefasst wird oder nicht. Nur so kann sich dein Hund sicher fühlen, lernen zu vertrauen und Selbstbewusstsein entwickeln.

Diese Form von Management erfordert, dass du deinen Hund gut lesen kannst und weißt, wann er sich gut fühlt und wann ihm etwas zu viel ist. Das Thema Körpersprache würde hier das Fass sprengen und verdient seinen eigenen Artikel, aber vorweg schon mal ein Tipp von mir: Achte drauf, ob sich dein Hund jemandem/etwas annähern möchte oder ob er zögerlich ausweicht. Dieses Verhalten verrät schon einiges über seine Emotionen und Bedürfnisse.

Was tun, wenn sich mein Hund fürchtet?

Solltest du im Alltag über eine Situation stolpern, in der dein Welpe sichtlich ängstlich und überfordert ist, dann rate ich dir ihn rasch und ruhig aus der Situation zu nehmen. Sei für ihn da und lass ihn besonders jetzt nicht allein! Immerhin soll sich dein Hund auf dich verlassen können – komme was wolle!

In weiterer Folge würde ich dir empfehlen solche angsteinflößende Situation so zu üben, dass dein Welpe sie gut bewältigen kann. Das erreichst du, indem du den Abstand zu und die Intensität des „bösen“ Reizes an deinen Hund anpasst: Dein Welpe findet euren Staubsauger gruselig?  Dann kannst du ihn mit einem Kong im Nebenzimmer beschäftigen, während du die Wohnung saugst. Nach dem Saugen lässt du das Gerät einfach abgedreht stehen, damit dein Welpe es sich in Ruhe ansehen kann. So kann er sich mit Abstand an das Geräusch gewöhnen und kurz darauf das „böse Monster“ im ruhigen Zustand inspizieren. Später kannst du den ruhigen Staubsauger beginnen in der Wohnung zu bewegen. Zeigt sich dein Welpe dabei entspannt, kannst du ihn mit ein paar Leckerli dafür belohnen. Sobald das verlässlich funktioniert, kannst du das Geräusch und die Bewegung „zusammensetzen“ und kurz staubsaugen.

Du weißt, dass du alles richtig gemacht hast, wenn dein Welpe nach wie vor entspannt bleibt! Und vergiss nicht ruhiges Verhalten kannst du ohne weiteres auch mit Leckerchen belohnen!

Nett gemeint aber leider kontraproduktiv wäre, wenn ich einen ängstlichen Welpen seinen Ängsten einfach aussetze. Ich würde dir also davon abraten, dich mitten in eine Gruppe von Skateboarder zu stellen, wenn dein Hund Angst vor Skateboards hat. Stattdessen würde ich dir raten mir den Skaterpark von einer Parkbank aus anzusehen und deinen Hund dabei immer wieder zu füttern, wenn er ruhig die Skater beobachtet. Dein Welpe lernt so, dass es bei Skateboardern immer Leckerli gibt – sprich: Skateboarder sind super! Vergiss nur nicht dabei wieder auf eine entspannte Körperhaltung zu achten! Denn nur wer entspannt ist, hat auch Appetit auf Leckerli.

Wieviel Sozialisierung packe ich in meinen Alltag?

Wie so oft im Leben gilt auch hier: „Die Dosis macht das Gift!“. Kurze Sozialisierungsrunden sind eine super Gelegenheit deinem Welpe Neues zu zeigen und an eurer Bindung zu arbeiten. Zuviel des Guten macht müde, überfordert und dein Welpe ist nicht mehr aufnahmefähig.

In der Praxis rate ich dir, in kurze, gemeinsame Abenteuer zu investieren. So könnt ihr zum Beispiel einmal die Woche Gäste einladen und gemeinsam den Tag verbringen. An einem anderen Tag geht ihr in der Nähe eines Reitstalls gemütlich spazieren. Zwei Tage später setzt ihr euch auf eine Bank neben einem Kinderspielplatz und beobachtet die Kinder aus sicherer Distanz. Am Ende der Woche spielt ihr mit eurem Welpen Tauziehen im Garten, während die Müllabfuhr an euch vorbeifährt.

Je diverser eure Abenteuer und Ausflüge umso besser bereitest du deinen Hund auf unsere verrückte, schnelle Welt vor.

Was gehört denn alles dazu zur Sozialisierung?

  • Geräusche wie Staubsauger, Haarföhn, Sirenen, Schüsse, Feuerwerke, Hundebellen und Verkehrslärm gehören unbedingt geübt! Die Website der Charity Organisation Dogs Trust hat eine Auswahl an Geräuschen und eine Trainingsbeschreibung online auf ihrer Website: „Sound Therapy for Pets“.

  •  Erfahrung mit unterschiedlichen Untergründen gehört ebenfalls zur Sozialisierung, genauso wie das Kennenlernen unterschiedlicher Tierarten. Achte bei Begegnungen mit Pferden, Hühnern & Co. unbedingt darauf, dass sich dein Welpe angebracht und manierlich verhält. Ruhiges Verhalten kannst du sofort hochwertig mit Leckerli verstärken damit sich dein Hund auch in Zukunft bei Begegnungen ruhig verhält!

  • Natürlich darf der Kontakt mit Menschen nicht fehlen! Alte Menschen, junge Menschen, kleine Menschen und große Menschen und Menschen unterschiedlicher Kulturen. Menschen mit Hüten, Menschen, die Rucksack tragen, Menschen mit Gehstock oder Rollator.

  • Und selbstverständlich gehören auch die unterschiedlichen Verkehrsmittel zur Sozialisierung dazu. Früh übt sich, wer später regelmäßig U-Bahn oder Bus fahren möchte.

Ihr seht schon, ganz schön viel Arbeit so ein kleiner Hund. Doch wer in eine gute Sozialisierung investiert, erspart sich später einiges an Kopfzerbrechen. Häufig haben Verhaltensprobleme wie Angstaggression u.ä. ihren Ursprung in einem Mangel an guter Sozialisierung. Also: wer einen selbstbewussten und gesunden Hund möchte, sollte von Beginn an gut üben!

Zum Schluss noch ein letzter Tipp! Vergesst nicht, dass Abenteuer müde machen und so ein kleiner Hund besonders eines braucht: viel Ruhe und genügend Schlaf!

Happy adventures!

Weiter
Weiter

Die 3 goldenen Regeln bei der Welpenerziehung: “train-prevent-interrupt”