“The right match” - Was bei der Auswahl eines Welpen zu beachten ist

Du hast dich entschieden: es ist Zeit für einen Hund. Wie aufregend! Voller Enthusiasmus und Vorfreude geht sie jetzt los, die Suche nach der passenden Rasse, nach der passenden Zucht. Aber Achtung! Gute Züchter:innen gibt es wenige, Vermehrer:innen hingegen leider viele. Und auch wenn die Welpen da wie dort zuckersüß sind, lauern versteckte Gefahren hinter unseriösen Zuchten! Worauf du achten solltest, erfährst du in diesem Artikel.

Woran erkenne ich eine verantwortungsvolle Hundezucht?

Verantwortungsvolle Züchter:innen stellen die Gesundheit und das Temperament sowohl der Eltern als auch der Jungtiere in den Vordergrund. Das kann man unter anderem an folgenden Merkmalen erkennen:

  • Gesundheitsergebnisse wie Hüftgelenksdysplasie, Ellbogendysplasie, erbliche Augenerkrankungen etc. sind offen dargelegt, und zwar von beiden Elterntieren

  • Die Welpen werden später ebenfalls gesundheitlich auf Erbkrankheiten untersucht

  • Es wird auf eine größtmögliche genetische Vielfalt und eine gute Verpaarung hinsichtlich Krankheiten und Wesensmerkmalen geachtet

  • Eine Hündin wird nicht öfters als 1x/ Jahr gedeckt

  • Der/die Züchter:in behält sich selbst einen Welpen aus der eigenen Zucht als Familienmitglied und zur Arbeit

  • Der/die Züchter:in züchtet für den Eigengebrauch und den Fortbestand guter Merkmale, nicht jedoch aus finanzieller Motivation

  • Die Zuchtstätte konzentriert sich auf eine/zwei Hunderassen und züchtet nicht viele verschiedene Rassen gleichzeitig

Wie finde ich eine gute Zucht?

In einer idealen Welt kennst du den/die Züchter:in bereits, oder du bist über die Elterntiere auf die Zucht gestoßen. Sollte das der Fall sein: lucky you!

Den meisten von uns ergeht es da jedoch anders und sie müssen “bei Null” anfangen. Und das kann dauern. Denn das Suchen, Finden und Warten auf den nächsten freien Welpen braucht Zeit! Trotzdem: das Warten zahlt sich aus. Oftmals enden unüberlegte Impulskäufe mit mühsamen und langanhaltenden Folgen. Welpen aus unseriösen Zuchten leiden häufig unter gesundheitlichen Problemen und Verhaltensproblemen. Zu vielen Sorgen gesellen sich dann aufwändiges Training und tierärztliche Behandlungen mit damit verbundenen Kosten. Recherche, Vorbereitung und Geduld sind also entscheidend für ein langes und glückliches Zusammenleben! Vergiss auch nicht, dass dein Welpe dich bis zu 15 Jahre lang begleiten wird. Daher zahlt es sich aus Geduld zu bewahren und sich so viele Sorgen zu sparen!

Bevor du mit der Online-Suche loslegst, frag doch mal bei deiner örtlichen Tierarztpraxis oder Hundetrainer:in nach. Gerade in diesen Professionen kommt man mit vielen unterschiedlichen Hunden in Kontakt und kennt oft die eine oder andere gute Zuchtstätte. 

Natürlich kannst du auch online recherchieren. Dabei würde ich dir empfehlen, möglichst offen zu bleiben was die Rasse, das präferierte Geschlecht und die Farbe betrifft. Gesundheit und Wesen sind vorrangig, vertrau mir! Denn besonders bei beliebten Moderassen und Crossbreeds wie Cockapoos, Labradoodles & Co. stecken häufig profitorientierte und unseriöse Züchter:innen dahinter. Auch bei diesen Mischlingsrassen sind Gesundheitsergebnisse für die individuellen Rassen ein Muss! Denn hingegen der weitverbreiteten Meinung bedeutet eine Verpaarung aus zwei Rassen nicht, dass dein Welpe dadurch auch automatisch gesünder ist!

Woran erkenne ich, dass es sich um gesunde Tiere handelt?

Vorab würde ich dir empfehlen dich über typische Erkrankungen bei Hunden deiner Wunschrasse schlau zu machen. Züchter:innen dieser Rasse sollten besonderen Wert darauf legen mit Hunden zu züchten, die diese Erkrankungen nicht aufweisen. Diese Ergebnisse sollten offen auf der Website der Züchter:innen, im Stammbaum und bei Zuchtverbänden aufgelistet sein. Bei Rassehunden kannst du mit Hilfe des Stammbaums die einzelnen Gesundheitsergebnisse recherchieren. Der Inzucht Koeffizient ist ebenfalls auf dem Stammbaum zu finden. Dieser Wert gibt Aufschluss über den Verwandtschaftsgrad, d.h. die genetische Vielfalt der Elterntiere – je niedriger umso besser!

Was zeichnet gute Züchter:innen noch aus?

Neben der Gesundheit und einer guten Verpaarung spielt die Aufzucht während der ersten Wochen eine entscheidende Rolle. Welpen profitieren von einer Aufzucht im Haus, wodurch sie mit allerlei Haushaltsgeräuschen und Situationen konfrontiert werden. Regelmäßiger Kontakt mit ruhigen Besucher:innen und Kindern fördert Selbstvertrauen und Gelassenheit. Erfahrung mit unterschiedlichen Spielsachen, diversen Untergründen und Hindernissen stärken Selbstbewusstsein und fördern die Hunde kognitiv. Kleine Touren im Auto bereiten die Hunde auf die Heimreise vor. Regelmäßige Gassirunden in den Garten beugen Problemen mit der Stubenreinheit vor.

Welche Fragen kann ich potentiellen Züchter:innen stellen?

Sobald du eine potentielle Zucht gefunden hast rate ich dir dein:e Züchter:in zu kontaktieren und über dich und deine Familie und eure Vorstellungen zu plaudern. Trau dich viel zu fragen und auch genau nachzufragen, wenn dir etwas ungewöhnlich erscheint. Mein Template mit den wichtigsten Fragen an deine potentielle Züchter:in kann dir beim Erstkontakt helfen.

Nach dem Erstkontakt und einem Austausch über den nächsten geplanten Wurf kommt es üblicherweise zu einem ersten Kennenlernen, sobald die Welpen zwischen 4 und 5 Wochen alt sind. Je öfter du deinen Welpen besuchen kommst, umso besser kannst du ihn kennenlernen!

Worauf sollte ich beim Besuch bei dem/der Züchter:in achten?

Die Welpen sollten im Haus bei der Familie aufwachsen. Das hat den Vorteil, dass sie laufend sozialisiert werden. Sie lernen Geräusche wie den Fernseher, Staubsauger, Geschirrspüler und Waschmaschine kennen. Außerdem lernen sie, dass der Alltag auch mal hektisch ist und Aufmerksamkeit nicht non-stop zur Verfügung steht.  

Der Welpenbereich sollte über genügend Platz zum Schlafen, Toben und aufs Klo gehen verfügen. Achtung! Hundeklos und Puppypads können zu Problemen bei der Stubenreinheit führen. Besser sind Zugang nach draußen oder zur Not Kunstrasen, um die Welpen von Anfang an auf das richtige Substrat zu prägen! Das fördert die Stubenreinheit und beugt Problemen vor!

Ab der dritten Lebenswoche sollten die Welpen regelmäßig mit unterschiedlichen Gegenständen und Spielsachen in Kontakt kommen (z.B. welpengerechte Hindernisse), um ihre motorischen und kognitiven Fähigkeiten zu fördern.

 

Bei deinem Besuch solltest du neben den Welpen und ihrem Areal selbstverständlich auch die Mutterhündin kennenlernen. Lass dich hier nicht in die Irre führen, bei der Mutterhündin muss es sich auch tatsächlich um die Mutter handeln. Sie sollte ein deutlich ausgeprägtes Gesäuge aufweisen und die Welpen stillen. Ihr Wesen sollte deinen Wunschvorstellungen entsprechen, denn die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass die Welpen ihr Temperament von ihrer Mama mitbringen bzw. abschauen!

Die Welpen sollten außerdem einen gut gelaunten und gesunden Eindruck machen! Achte unbedingt auch auf die Sauberkeit der Welpen, den Geruch und deinen Gesamteindruck von den Welpen, der Mutter und ihrem Zuhause.  

Wenn du deinen Welpen von deiner/m Züchter:in abholst…

Ist der große Tag dann da, sollte dein Welpe unbedingt über 8 Wochen alt, grundimmunisiert und mehrfach entwurmt sowie gechipt sein. Du erhältst einen Heimtierausweis, einen Pass und einen Stammbaum (sofern es sich um einen Rassehund handelt). Und natürlich sollte dein:e Züchter:in bei Fragen auch in Zukunft für dich da sein!

“Red Flags” bei Hundezüchter:innen

 Folgende Punkte sind eindeutige Hundezüchter:innen-„red flags“, bei denen du besser das Weite suchen solltest!

  • „Vet checked“ aber ohne Gesundheitsergebnisse

  • Die Mutterhündin ist spazieren

  • Der Welpe wird an einem anderen Ort und nicht im zuhause abgegeben

  • Schüchterne und vorsichtige Welpen

  • Welpen mit Verletzungen, aufgeblähten Bäuchen und stumpfen Fell

  • Unwillen beim Beantworten von Fragen

  • Gestank und Schmutz im Welpenbereich

  • Eine isolierte Welpenunterkunft, abseits der Familie und mit limitiertem Kontakt mit der Mutter (Keller, Außenbereich, Gartenhütte o.ä.)

Zu guter Letzt kann ich dir noch die Seite von Dr. Irene Sommerfeld-Stur empfehlen! Dort erfährst du mehr zum Thema Genetik und Aufzucht.

Und jetzt wünsch ich dir auf jeden Fall mal eine aufregende Zeit und viel Freude bei der Suche nach deinem neuen Familienmitglied!

Good luck!

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Die 3 goldenen Regeln bei der Welpenerziehung: “train-prevent-interrupt”